Kinder- Jugendzeit größtenteils in Vechta verbracht; Liebfrauenschule bis zum Abitur 1977 besucht; seit 1978 im Strafvollzug tätig. Vorübergehende Abwesenheiten in den 35 Jahren, die ich im Frauenvollzug verbracht habe durch Ausbildung, Studium und Abordnungen. Hinzu kommen zwei Erziehungsurlaube nach der Geburt unserer Töchter. Meine Berufstätigkeit wurde durch Unterstützung meiner Mutter als „Kinderfrau“ ermöglicht.
Mein Beruf ist meine Berufung. Die Arbeit ist schwer und die Schicksale unserer Frauen gehen mir auch heute noch manchmal unter die Haut. Aber schon während meiner Schulzeit war mir klar, dass ich einen Beruf ergreifen wollte, in dem ich mit Menschen zu tun habe. Heute sage ich noch immer: „Hier bin ich in meinem Element“. Dass die Verwaltungsaufgaben nur immer mehr werden und man vor lauter Erhebungen und Steuerungs-„Elementen“ nicht mehr so intensiv zu seinen Betreuungsaufgaben kommt, belastet mich schon.
Ich habe viele Veränderungen im Justizvollzug miterlebt. Acht Minister/innen haben in den 35 Jahren meinen Dienstweg mitbestimmt. Die vielen Veränderungen waren, die ich im Vollzug erlebt habe, waren bisweilen atemberaubend. Anfang der Achtziger hatten wir Visionen über den Strafvollzug 2000 und wir verstanden uns als soziale Manager. Der Strafvollzug wurde modern und wir im Frauenvollzug bekamen das besonders positiv zu spüren. 1991 wurden wir eine selbständige Frauenhaftanstalt und konnten erstmals einen geschlechtsspezifisch orientierten Frauenvollzug umsetzen und viele Behandlungsangebote speziell für die Frauen einrichten. Leider ging es durch die verschiedenen politischen Strömungen nicht immer so weiter und der Aspekt Sicherheit überlagerte immer häufiger unsere Vorstellungen eines zugewandten Behandlungsvollzuges. Ich bin nach wie vor ein Verfechter der sozialen Sicherheit. Den Frauenvollzug,der ja nicht einmal 5% der Inhaftierten ausmacht, können wir anders gestalten als den Männervollzug. Von Frauen geht im Normalfall keine Gefährlichkeit aus, auch wenn dies bei landesweiten Konzeptionen und Gesetzen aufgrund der geringen Zahl häufig unbeachtet geblieben ist. Aber man kann sagen, dass Gender Mainstreaming mittlerweile auch in den Köpfen der Politiker angekommen ist. Unser Frauenvollzug spielt deutschlandweit eine Vorreiterrolle; das war ein hartes Stück Arbeit für uns alle. Aber Bäume wachsen nicht in den Himmel, man muss realistisch bleiben bei allen Visionen, die man hat. Den Standard zu halten in Zeiten von staatlicher Geldknappheit ist aber genauso wichtig und nicht einfach. B.M.