Die Stadtmenschen

Es ist ein sonderbares Gefühl, am Sonntagabend mit dem Zug von Delmenhorst nach Vechta zu fahren. Alles voll. So voll, dass viele Leute eine Stunde lang stehen müssen. Bis Vechta. Hier steigen alle aus. Um weiter zu studieren, weiter zu arbeiten, weiter zu leben. In der Stadt, in der sie aber nicht das Wochenende verbringen.
Es ist auch ein sonderbares Gefühl, am Montag durch die Stadt zu spazieren und diese Menschen nicht mehr zu sehen, sondern ganz andere. Jene, die stundenlang auf einer Bank sitzen und miteinander reden. Aber nicht auf Deutsch. Menschen, die auch am Wochenende hier sind. Aber die trotzdem eine eigene Gruppe bilden.
Bewusst mache ich mich auch noch auf die Suche nach den Einheimischen, fahre mit dem Fahrrad zum Stoppelmarkt und durch verschiedene Stadtteile, bis ich wieder im Zentrum stehe. Unterwegs begegne ich vielen Menschen auf landwirtschaftlichen Gefährten und gehe automatisch davon aus, dass dies wohl die Einheimischen sind, die ich suche. Kontakt haben wir aber nicht. Alle sind beschäftigt. In einem Schuhgeschäft höre ich schliesslich zwei Damen miteinander darüber sprechen, dass sie nicht ihr ganzes Leben im gleichen Stadtteil verbringen wollen. Das sind sie wohl, freue ich mich, und versuche einmal mehr, mir die Stadt als Ganzes vorzustellen, nicht nur in einzelnen Gruppen. Je länger ich hier bin, desto schwerer fällt mir das.

 

Am Mittwoch, 6. Mai um 19.30 Uhr stelle ich im Museum im Zeughaus einige literarische Texte aus meiner Zeit in Vechta vor. Ich freue mich, wenn ich Sie an der Lesung begrüssen darf.