Auf dem Flohmarkt hatte sie ein altes Tagebuch erstanden. Sie öffnete es und las: „Liebes Tagebuch, ich werde dir jeden Tag alles anvertrauen, was ich an diesem Tag Schönes erlebt habe… Es wird langsam wieder Frühling, ich genieße die laue Luft, sehe die ersten Blumen blühen und das zarte Grün der Bäume als Neubeginn auch für mich, jeden Tag erst einmal positiv zu sehen.
…Nun sind zehn Tage vergangen, obwohl ich doch jeden Tag schreiben wollte, aber die Realität hat mich von diesem Vorhaben abgehalten. Am Abend des letzten Eintrages gab es ein großes Unwetter mit Starkregen. Ein Abwasserrohr im Keller platzte auseinander und das Wasser hat meinen Keller 80 cm geflutet. Die Feuerwehr kam zum Abpumpen. Bis vor ein paar Tagen musste ich die Folgen des Hochwassers beseitigen.
Jetzt bin ich völlig fertig und sitze hier vor dir. Mein Kopf ist leer, ich habe dir nichts zu sagen. Sag du mir, was du hören möchtest, was vielleicht irgendjemand in der Zukunft einmal lesen möchte. Ich habe gerade das Gefühl, dass das Moor zurückkommt und von unten langsam meine Füße hochsickert. Ich habe heute beschlossen aus Vechta wegzugehen und in die Berge zu ziehen. Ich werde das Geschriebene hier zurücklassen.
Tschüss.“
*Diese Kurzgeschichte wurde gemeinsam in einem co-kreativen Prozess von Vechtaer*innen & den AiR’s verfasst.