Habe mich entschlossen, diesen Ort zu lieben. Mit all seinen Facetten. Zack. Einfach so. Von heute auf morgen. Beziehungsweise von gestern auf heute.
Es war den ganzen Tag regnerisch gewesen, ich hatte die meiste Zeit am Schreibtisch verbracht, ernste, grimmige Textfragmente hin und her schiebend, erweiternd und wieder streichend, bis ich am Nachmittag ein kurzes Ausbleiben des Regens nutzte, um mit dem Rad in die City zu cruisen – Klopapier kaufen bei dm. Es blieb natürlich nicht beim Klopapier, ich entdeckte an der Kasse noch ein Zweierpack Erdnussriegel und ein Fläschchen Nagellack, warf die Sachen auf das Band, die Kassiererin lächelte, mir wurde es warm ums Herz.
Bald danach erreichte ich meine Mühle auf dem Gut Welpe, klatschnass, denn der Regen hatte Pause von der Pause gemacht und mich massiv erwischt, also schälte ich mich aus meinen Kleidern und musste bemerken, dass meine schönen und überaus notwendigen Klopapierrollen nicht gar so trocken gehalten worden waren, wie ich es mir unter dem Schutz von Rucksack und Plastikverpackung gewünscht hätte. Ich hob mir den triefenden, klumpigen Beutel vor Augen, auf dem DANKE geschrieben stand – und musste lachen.
Und war plötzlich fröhlich. Fröhlicher noch als Alfred Jodokus Kwak in seinen besten Tagen, denn so ist das Leben eben, und manchmal kannst du nur DANKE, DANKE sagen und auf und ab hüpfen, weil irgendein Teil deines Körpers im richtigen Moment den richtigen Cocktail von Hormonen auf dein Hirn abfeuert, so unpassend es gerade sein mag, und dann ist es dir scheißegal, dass du dir dabei den Kopf stößt unterm Türrahmen, nein, es macht dich noch viel wildfreudiger.
Von dem Moment an liebte ich Vechta. Oder, wie gesagt, entschloss ich mich dazu, denn es war ein guter Anlass und alles andere ohnehin zwecklos. Zwar schlief ich erst einmal eine Nacht darüber, aber als ich heute Morgen aufwachte, da spürte ich es sofort: Ich war ein AiR voller Liebe, ein AiR, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte!
Hat sie dann kurz darauf, als ich vor die Tür trat, um mein Glück hinauszuschreien, und seitdem ist alles gut. Auch das Wetter ist besser, ein wenig zumindest. Es gibt so verrückte Momente im Leben, da der Tropfen nicht auf den heißen Stein fällt sondern ein Fass zum Überlaufen bringt – ein Minimü nur, und plötzlich ergießt sich eine ganze Tonne von Ideen und Erkenntnissen, die sich in den letzten Wochen und Monaten in dir versammelt hatten, und die schießen jetzt hervor, breiten sich zu deinen Füßen aus und liegen bald klar und glänzend wie ein Teich … Und so ein Teich mag nicht tief genug sein, um hineinzuspringen, aber du kannst dich wunderbar an seine Ufer hocken, die Flora und die Fauna beobachten – oder eben, wenn du dich etwas weiter aus der Deckung wagst, dich selbst im Spiegelbild der Wasseroberfläche.
Oder nicht?
Na, so stelle ich mir das jedenfalls gerade vor, und wenn es um die Liebe zu Vechta geht, so ist diese ja nicht nur hormongesteuert sondern auch eine Bekundung meines Willens. Mag sein, dass es zum Entlieben kommt, wenn sich das alles hier zur Tragödie entwickelt, aber warum nicht zunächst darauf hoffen, in einer Komödie gelandet zu sein, warum nicht mal per Unschuldsvermutung durch die Welt spazieren, warum nicht den Mut haben, enttäuscht zu werden, anstatt von vornherein nichts zu erwarten?
Hm?
Daher ist jetzt Love in the AiR und der Wille zum Teich, denn letztlich will auch ich nur Liebe, und weil es stimmt, dass man immer nur das erntet, was man sät, hoffe ich nun sehr auf deine Zurück-Liebe, liebes Vechta, und vielleicht macht‘s dann PENG.
PS: Drei Dinge seien abschließend noch klargestellt: (1) Liebe meint hier nicht Objektophilie, wie sie etwa Erika „Aya“ Eiffel (geborene LaBrie) empfindet, die behauptet, mit dem Eiffelturm verheiratet zu sein. (2) Es waren keine Drogen im Spiel. Und (3) Das hier ist keine Satire! Sondern ein Prolog. Der Prolog einer Leidenschaft.